Hitzekrankheit, Klimakrise und Schwangerschaft

Die Klimakrise stellt eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen unserer Zeit dar und beeinflusst besonders anfällige  Gruppen wie schwangere Frauen und ihre ungeborenen Kinder.  [1] [4]
Diese befinden sich in einem sensiblen Gleichgewicht physiologischer Veränderungen, das durch äußere Umweltfaktoren leicht gestört werden kann.

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Hitzetage dramatisch zugenommen.
Eine Metaanalyse von 70 Studien aus 27 Ländern hat erwiesen, dass das Risiko einer Frühgeburt während einer Hitzewelle um 16% steigen kann. Die Wahrscheinlichkeit einer Totgeburt erhöht sich um erschreckende 46%. Diese Auswirkungen sind besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft gravierend.  [3]

Hitzestress beeinflusst die Thermoregulation des Körpers der werdenden Mutter und kann zu Schlafstörungen, kardiovaskulärem Stress und Dehydration führen.
Diese Faktoren beeinträchtigen die Durchblutung der Gebärmutter und somit die Versorgung des Fötus mit lebenswichtigen Nährstoffen und Sauerstoff.  [9]  [10] [12]

Auch Luftverschmutzung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und andere Schadstoffe kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben.  [6]
Studien zeigen, dass Feinstaubpartikel die Plazentaschranke überwinden und im fetalen Gewebe nachgewiesen werden können.  [2]   Diese Belastungen erhöhen das Risiko für Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht und Fehlbildungen. Besonders problematisch ist die Exposition in der Frühschwangerschaft, die zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.  [5] [8]

Maßnahmen und Empfehlungen

Die beste Prävention liegt in der Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Schwangere sollten an heißen Tagen ihre Aktivitäten im Freien reduzieren, genügend Flüssigkeit zu sich nehmen und schattige oder klimatisierte Orte aufsuchen. Die Luftqualität sollte regelmäßig überwacht und Aufenthalte im Freien bei hoher Luftverschmutzung vermieden werden.

Hebammen und Gesundheitsdienstleister spielen eine Schlüsselrolle in der Aufklärung und Beratung schwangerer Frauen. Durch gezielte Gesundheitsberatung können sie dazu beitragen, das Risiko ungünstiger Schwangerschaftsverläufe zu minimieren und gleichzeitig Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen.  [11]  [14]

Klimaschutz im Gesundheitswesen

Langfristig wird die Bedrohung durch Hitze und Luftverschmutzung nur durch globale Klimaschutzmaßnahmen zu bewältigen sein. Gesundheitsberufe können eine wichtige Rolle spielen, indem sie sich für klimafreundliche Praktiken einsetzen und politische Veränderungen unterstützen.  [7]  [13]
Der Klimawandel ist hiermit nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein tiefgreifendes gesundheitliches Problem, das besondere Aufmerksamkeit und Maßnahmen erfordert, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen.

Quellen:

Literatur:
1 Bennett D , Bellinger D C , Birnbaum L S et al. American College of  Obstetricians and Gynecologists (ACOG) Child Neurology Society, Endocrine Society, International Neurotoxicology Association, International Society for Children’s Health and the Environment, International Society for Environmental Epidemiology, National Council of AsianPacific Islander Physicians, National Hispanic Medical Association, and National Medical Association. Project TENDR: Targeting Environmental Neuro-Developmental Risks The TENDR Consensus Statement . Environ Health Perspect 2016 ; 124 : A118 – 122 . DOI: https://doi.org/10.1289/EHP358

2 Bongaerts E , Lecante L L , Bove H et al. Maternal exposure to ambient black carbon particles and their presence in maternal and fetal circulation and organs: an analysis of two independent population-based observational studies . Lancet Planet Health 2022 ; 6 : e804 – e811 . DOI: https://doi.org/10.1016/S2542-5196(22)00200-5

3 Chersich M F , Pham M D , Areal A et al. Associations between high temperatures in pregnancy and risk of preterm birth, low birth weight, and stillbirths: systematic review and meta-analysis . BMJ 2020 ; 371 : m3811 . DOI: https://doi.org/10.1136/bmj.m3811

4 Di Renzo G C , Conry J A , Blake J et al. International Federation of Gynecology and Obstetrics opinion on reproductive health impacts of exposure to toxic environmental chemicals . Int J Gynaecol Obstet 2015 ; 131 : 219 – 225 . DOI: https://doi.org/10.1016/j.ijgo.2015.09.002

5 Gomez-Roig MD, Pascal R, Cahuana MJ et al. Environmental Exposure during Pregnancy: Influence on Prenatal Development and Early Life: A Comprehensive Review. Fetal Diagn Ther 2021; 48: 245–257. DOI: https://doi.org/10.1159/000514884

6 Ha S, Ghimire S, Martinez V. Outdoor Air Pollution and Pregnancy Loss: a Review of Recent Literature. Current Epidemiology Reports 2022; 9: 387–405.
DOI: https://doi.org/10.1007/s40471-022-00304-w

7 Kleiman G, Anenberg SC, Chafe ZA et al. EnhancedIntegration of Health, Climate, and Air Quality Management, Planning at the Urban Scale. [Original Research]. Frontiers in Sustainable Cities 2022; 4. DOI: https://doi.org/10.3389/frsc.2022.934672

8 Pun VC, Dowling R, Mehta S. Ambient and household air pollution on early-life determinants of stunting – a systematic review and meta-analysis. Environ Sci Pollut Res Int 2021; 28: 26404–26412. DOI: https://doi.org/10.1007/s11356-021-13719-7

9 Puppel K, Kapusta A, Kuczynska B. The etiology of oxidative stress in the various species of animals, a review. J Sci Food Agric 2015; 95: 2179–2184. DOI: https://doi.org/10.1002/ jsfa.7015

10 Samuels L, Nakstad B, Roos N et al. Physiological mechanisms of the impact of heat during pregnancy and the clinical implications: review of the evidence from an expert group meeting. Int J Biometeorol 2022; 66: 1505–1513.
DOI: https://doi.org/10.1007/s00484-022-02301-6

11 Schwienhorst-Stich EM, Holzinger D, Weimann E. Klimasensible Gesundheitsberatung in der kinderärztlichen Praxis. Kinderärztliche Praxis 2023; 94: 109–114

12 Slimen IB, Najar T, Ghram A et al. Reactive oxygen species, heat stress and oxidative-induced mitochondrial damage. A review. Int J Hyperthermia 2014; 30: 513–523.
DOI: https://doi.org/10.3109/02656736.2014.971446

13 Tong S, Prior J, McGregor G et al. Urban heat: an increasing threat to global health. BMJ 2021; 375: n2467. DOI: https://doi.org/10.1136/bmj.n2467

14 Krolewski R. Klimaschutz und Gesundheit: Die Patienten informieren. Deutsches Ärzteblatt 2022; 119: A-454/B-370

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