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Von Dr. med. Arnd Grosch
Inhalt:
Beim Krankenhaus Barometer handelt es sich um eine jährlich durchgeführte Repräsentativbefragung deutscher Krankenhäuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen. Das Barometer wird im Auftrag der Träger des Deutschen Krankenhausinstitutes (DKI) erstellt. Das sind die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).
Ziel des Krankenhaus Barometers ist es, den Krankenhäusern und den Krankenhausverbänden zeitnahe Informationen zum aktuellen Krankenhausgeschehen zur Verfügung zu stellen. Die jährlichen Ausgaben des Krankenhaus Barometers sind im Downloadbereich der DKI-Homepage abrufbar (www.dki.de). Die Ergebnisse des Krankenhaus Barometers 2020 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, welche von Ende Juni bis Ende August 2020 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 438 Krankenhäuser.
Der Bericht ist in sechs Kapitel à fünf bis elf Seiten gegliedert. Die Sprache ist nicht abgehoben, Grafiken erleichtern das Verständnis. Hauptzielgruppe sind Krankenhausmanager. Das Kapitel 2: „Geburtshilfliche Abteilungen“ betrifft aber auch direkt die Situation von Hebammen in der stationären Geburtshilfe. Das ist natürlich auch für GHS Grosch Hebammen Service, einem der führenden Anbieter von Hebammen in der Arbeitnehmerüberlassung, von Belang.
Im Folgenden wird näher auf das Kapitel 2 und hier insbesondere auf die Lage der Hebammen eingegangen.
„Die größten Stellenbesetzungsprobleme bestehen bei den fest angestellten Hebammen. Fast die Hälfte aller Krankenhäuser mit einer geburtshilflichen Abteilung hat ein Problem, offene Stellen zu besetzen. Im Vergleich zu 2014 hat sich somit der Anteil der Häuser mehr als verdoppelt, in welchen offene Stellen für fest angestellten Hebammen nicht besetzt werden können.“
Dieser Hebammenmangel steigt mit der Größe der Klinik. Kliniken mit mehr als 600 Betten haben deutlich mehr Stellenbesetzungsprobleme als Kliniken mit 100 bis 299 Betten.
Aber auch die Siedlungsstruktur hat Einfluss auf den Hebammenmangel. Haben nur 35% der Kliniken in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen Stellenbesetzungsprobleme, so steigt dieser Prozentsatz auf 55% in den Kliniken der kreisfreien Großstädte.
Die Abteilungen mit Hebammenmangel haben im Mittel 2,1 Vollzeitstellen zu besetzen, die Tendenz ist steigend (2014: 1,6 VZ; 2018: 1,9 VZ).
Fazit: Die Kliniken mit geburtshilflichen Abteilungen sind immer weniger in der Lage, mit fest angestellten Hebammen die notwendigen Stellen zu besetzen.
Wie sieht es bei den Beleghebammen aus?
Freiberufliche Hebammen in der stationären Geburtshilfe (sogenannte Beleghebammen) sind in 38% der geburtshilflichen Abteilungen tätig. 2018 waren es noch 44%.
Haupteinsatzgebiete für Beleghebammen sind kleinere Häuser mit bis zu 299 Betten. Im Durchschnitt arbeiten 7,8 Beleghebammen pro Abteilung. Jede dritte der Belegabteilungen sucht derzeit weitere freiberufliche Hebammen. Hiervon haben 83% Probleme, die Beleghebammen zu finden. Auf Deutschland hochgerechnet, ergibt dies einen Mangel von 144 Beleghebammen.
65% der geburtshilflichen Abteilungen in Krankenhäusern arbeiten nicht kostendeckend! Nur noch 10% der Kliniken erwirtschaften mehr Erlöse als Kosten. Beide Trends sind zunehmend gegenüber 2017 und es wird erwartet, dass die Situation 2021 noch schlechter wird.
Mit 78% Defizitquote sind erwartungsgemäß die kleinen Krankenhäuser mit 100-299 Betten führend. Wer denkt, die Zentralisierung der Geburtshilfe in große Kliniken schafft Abhilfe, der irrt aber. Auch 62% der Geburtshilfen in großen Krankenhäusern ab 600 Betten arbeiten defizitär (+22% im Vergleich zu 2017!).
3% der befragten Kliniken gehen davon aus, dass ihre Geburtshilfe innerhalb der nächsten drei Jahre geschlossen wird. Vor allem in dünn besiedelten ländlichen Kreisen fehlen dann Alternativen: Bei 75% dieser Kliniken gibt es in einem Radius von 20km keine weitere Geburtshilfe (in Großstädten nur 6%).
Als Gründe für mögliche Schließungen werden in 88% der Fälle die wirtschaftliche Situation und in 80% der Fälle fehlende eigene Hebammen genannt.
Eingebettet ist die geburtshilfliche Ertragslage in eine gesamtwirtschaftliche Situation der jeweiligen Klinik, über die in Kapitel 6 berichtet wird. Die höchsten Jahresfehlbeträge erwirtschaften mit 54,2% die Krankenhäuser mit mehr als 600 Betten gefolgt von kleinen Häusern mit 100-299 Betten (43,8%). Am besten schneiden Krankenhäuser mit 300-599 Betten ab: 38% erzielen einen Jahresfehlbetrag und 56,5% sogar einen Überschuss. Für das Jahr 2021 wird mit einer weiteren Verschlechterung der Ertragslage gerechnet. Dies wird auch durch den Rückgang von Operationen durch die Corona-Pandemie befeuert (vgl. Kapitel 1 des Reports).
In der stationären Geburtshilfe in Deutschland besteht ein Mangel an Ärzten, Pflegekräften und vor allem an Hebammen.
Dieser Hebammenmangel ist primär hausgemacht. Hauptursache sind schlechte Arbeitsbedingungen, die Hebammen aus dem Kreißsaal vertreiben (vgl. IGES-Studie 2019).
GHS geht bundesweit von einem Bedarf von 600-1.000 geburtshilflich tätigen Hebammen aus (angestellte und Beleghebammen).
Vor allem in kleineren Häusern mit Schwerpunkt in Bayern wird gerne das Beleghebammensystem eingesetzt. Dies ist aber nur in Ausnahmefällen eine vorbildliche Lösung. Zwar ist die Entlohnung besser als die von Hebammen im Angestelltenverhältnis, aber demgegenüber steht die konsequente Aushebelung von Arbeitgeberpflichten. 24 Stunden-Dienste, Missachtung von S1-Leitlinie zur strukturellen Voraussetzungen und Qualitätsmanagementanforderungen sowie Beugung medizinischer Entscheidungen vor der eigenen Wirtschaftlichkeit werden immer wieder beobachtet. Das alles wird durch den Mangel auch an Beleghebammen verschärft.
Die schlechte Wirtschaftlichkeit hingegen ist u.a. dem Abrechnungssystem geschuldet. Die vieldiskutierte Sectiorate von über 30% sei ein Beispiel. Eine vaginale Geburt mit angestellten Hebammen erbringt je nach komplizierenden Diagnosen zwischen 1.910,87 Euro und 5.104,68 Euro und dauert im Mittel 13 Stunden. Einen Bruchteil davon dauert die Kaiserschnittentbindung und beschert der Klinik mit angestellten Hebammen einen Erlös von 2.866,32 bis 9.429,47 Euro (vgl. DHV Zahlenspiegel 4/2019).
Ein Ausweg aus dieser Fehlsteuerung könnte eine einheitliche DRG „Betreuung unter der Geburt“ sein (vgl. Deutsches Ärzteblatt April 2020).
Arbeitszufriedenheit und Wirtschaftlichkeit hat klinikintern einen gemeinsamen Nenner: Management der Geburtshilfe. Hier liegen enorme Optimierungspotenziale. Häufig wird den leitenden Hebammen noch nicht einmal ausreichend Zeit für die Dienstplanung eingeräumt. Gelegentlich fehlt den Verantwortlichen in der Klinik auch das Rüstzeug für ein Prozessmanagement. Das beginnt bei der Öffentlichkeitsarbeit, geht über Zuweisermarketing, Geburtsterminverwaltung, Dienstplangestaltung, Entscheidungsmanagement (Geburtseinleitung, Episiotomie, Sectio… – vgl. zu Letzter auch die S3-Leitlinie), Qualitätsmanagement, Ergebnisverfolgung bis zu Zufriedenheitsbefragungen und gezielter Ausbildung des geburtshilflichen Personals.
Das alles ist Gegenstand der Beratung von GHS in Kliniken, die leider häufig selbst nicht gegen die internen Widerstände ankommt. Für die Besetzung von Fach- und Führungskräften in der Geburtshilfe bietet GHS Grosch Hebammen Service auch die Option der Vermittlung solcher Kräfte.
Sind die Veränderungen in der stationären Geburtshilfe eine Chance für die Zeitarbeit von Hebammen? Hier gibt es ein klares „Ja“. Volkswirtschaftlich gesehen bindet GHS Grosch Hebammen Service Hebammen im Kreißsaal oder erreicht sogar den Wiedereinstieg in die Geburtshilfe. Betriebswirtschaftlich betrachtet können durch die Zeitarbeit von Hebammen Engpässe vermieden oder behoben und somit der Schließung von Kreißsälen vorgebeugt werden. Das alles geschieht durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Das hat natürlich seinen Preis – an dem sich manchmal auch die Geister scheiden, je nachdem ob die Medizin oder die Betriebswirtschaft das Sagen hat. GHS sieht in der Hybrid-Kombination von fest angestellten Hebammen mit „Leihhebammen“ die am besten steuerbare Alternative für geburtshilfliche Kliniken.
Abschließend sei noch einmal mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass die Größe einer Klinik die Wirtschaftlichkeit fördere. Große Kliniken sind kaum zu steuernde Konglomerate. Abteilungsdenken und langjährige Betriebszugehörigkeiten erschweren Veränderungsprozesse. Gerade bei großen Kliniken gibt es eine enge Verwurzelung mit der politischen Ebene. Das aus der Bankenlandschaft bekannte „too big to fail“ ist auch hier anzutreffen. Darin liegt aber für alle Kliniken, Geburtshilfen und Mitarbeiter die Hoffnung: Wo ein politischer Wille vorhanden ist, da wird es auch funktionierende Geburtshilfen geben.
Autor
Dr. med Arnd Grosch
– Geschäftsführender Gesellschafter –
GHS Grosch Hebammen Service
Eine Business Unit der
Dr. Grosch Consulting GmbH
Fronackerstraße 14
71332 Waiblingen
Tel: +49 7151 205848 18
Fax: +49 7151 205848 99
Mobil: +49 172 9517524
www.grosch-hebammen-service.de/
HRB 264958
Registergericht Stuttgart
Geschäftsführer: Dr. med. Arnd Grosch, Anette Grosch
Literatur
Bildnachweise
[Titelbild] Samson, Tall skyscrapers in Calgary
DKI, Krankenhaus Barometer 2020
[1] Diana Polekhina, White measuring tape on a yellow background
[2] Brett Jordan, scrabble
[3] Steve Johnson, Writer’s Blockafel
[4] Josh Appel, by unsplash
[5] nikko macaspac, Cause they’ve been swimming in the wrong waters
[6] Clayton Robbins, The text steps highlighted
[7] Brandon Green , by unsplash
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